community & competence - Amann Girrbach

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(Giro)formvollendet Modellmanagement im Labor: effizientes Modellsystem von AmannGirrbach – Teil 1 bis 3 Ein Beitrag von Ztm. Stefan Schunke, Fürth/Deutschland community & competence Das internationale Journal für die Zahntechnik Sonderdruck Amann Girrbach GmbH Dürrenweg 40 75177 Pforzheim - Deutschland Fon +49 7231 597-100 Fax +49 7231 597-159 www.amanngirrbach.com überreicht durch:

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(Giro)formvollendetModellmanagement im Labor: effizientes Modellsystem von AmannGirrbach – Teil 1 bis 3

Ein Beitrag von Ztm. Stefan Schunke,Fürth/Deutschland

community & competence

Das internationale Journal für die Zahntechnik

Sonderdruck

Amann Girrbach GmbHDürrenweg 4075177 Pforzheim - DeutschlandFon +49 7231 597-100Fax +49 7231 597-159www.amanngirrbach.com

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(Giro)formvollendetKeine Sorge. Ztm. Stefan Schunke wird Sie in dieser Beitragsreihe nicht mit grauen Theorien über das richti-ge Labormanagement langweilen. Vielmehr zeigt der erfahrene Praktiker, wie man sich und die Abläufe imLabor mithilfe des richtigen Systems korrekt managed. Dabei bezieht er sich auf die etymologische Herkunftdes Begriffs Management, als dessen mögliche Wurzel das lateinische manus agere, also „an der Hand füh-ren“ in Frage kommt. Lehnen Sie sich also zurück und lassen sich durch die Themen Modell- (Teil 1), Gerüst-(Teil 2) und Artikulatormanagement (Teil 3) führen.

Ein Beitrag von Ztm. Stefan Schunke, Fürth/Deutschland

Modellmanagement im Labor: effizientes Modellsystem von AmannGirrbach – Teil 1

Indizes

• Abformung• Dowel Pin• Funktion• Modell -

management• Modellsysteme• Split Cast• Zahnfleisch -

informationen

Einführung

Tag täglich werden wir in unserer Routi-ne mit Arbeitsunterlagen und deshalbmit Modellen konfrontiert. Und kenntder geneigte Leser dieses Beitrags nichtauch das Phänomen, das Ihre Kundenso etwas Ähnliches sagen wie „schau dirdie Modelle an und du weißt wie dasLabor arbeitet“ oder Kollegen Sie mitAussagen wie „die Modelle sind die Vi-sitenkarten des Labors“ konfrontieren?Der eine oder andere wird diese Aussa-gen als Blödsinn abtun. Wirklich? Dannführen Sie sich doch bitte einmal dieAbbildungen 1 bis 3 zu Gemüte. Gernemöchte ich die Abbildungen jedoch imEinzelnen kommentieren. Die Abbildung 1 zeigt das klassische„Kassensägemodell.“ Zum Abnehmendes Modellstumpfes kam ein Dowel Pin,im ursprünglichen Sinne zum Einsatz.Ein Pin, der am Ende des retentiven An-teils in einem dünnen Dorn ausläuft, demso genannten Steckstift, der direkt in dasAbformmaterial gesteckt werden kann.Müssen mehrere dieser Pins für einenStumpf verwendet werden, besteht dieGefahr, dass der Stumpf aufgrund der di-vergierenden Pins nicht herausgenom-men werden kann, oder große Säge-

schnitte notwendig werden. Natürlichführt ein solcher Pin nicht sauber und derStumpf wackelt. Anschließend wird dieAbformung nur teilweise mit dem ach soteuren Gips der Klasse IV aus gegossen,um so „Kosten“ zu sparen. Schließlichwird der Rest der Abformung dann direktund ohne das Klasse IV-Segment zu neh-men und zu isolieren mit Klasse 2 Gipsausgegossen und gesockelt. Wer genauhinsieht, erkennt den Pin mitten in derPräparationsgrenze. Erscheint Ihnen einsolches Modell vertrauenswürdig? Die-ses Modell ist irgendwann Anfang der90er bei mir gelandet. In der Abbildung 2 ist ein weiteres Ka -tas trophen-Modell dargestellt. Das istdas Modell, auf dem die fertige Arbeitabgegeben wurde. Der Kollege erzähltenoch stolz, dass bei diesem Patienten„Geld keine Rolle spielt und alles bezahltwird.“ Was denken Sie nun? Ein „vertrau-enswürdiges“ Modell? Dieses Modellhabe ich Ende der 90er abgelichtet. In Abbildung 3 ist ein Modell Jahrgang2009 zu sehen. Auf der Basis dieses Modells soll eine herausnehmbare Ar-beit entstehen… Wenn es sich um Ihre Modellsituation handeln würde, hättenSie Vertrauen in die darauf angefertigteRes tauration?

Insoweit sind die eingangs beschriebe-nen Aussagen seitens der Zahnärzteund Kollegen mehr als zutreffend. Mo-delle sind wie Dokumente eines Notarszu betrachten und zu behandeln. Nurauf der Basis intakter Dokumente, hiersind Modelle gemeint, lassen sich Ab-läufe, Planungen, Präparationen und soweiter dokumentieren/beweisen. Auchim juristischen Sinn. Der Autor dieses Beitrags vertritt die An-sicht, dass die Zahntechnik Präzisions-Sä-gemodelle benötigt. Die Herstellung be-darf eines entsprechenden Aufwands, dersich natürlich auch in den Kosten für denPatienten niederschlägt. Was aber, wenndie Modelle für eine Wiederholung derArbeit verantwortlich sind? Insofern ge-hört nach Ansicht des Autors die Mo -dellherstellung in verantwortungsvolleHände. Zudem muss mit den Modellenhöchst achtsam und professionell umge-gangen werden, sodass diese beim Ab-schluss der Arbeit komplett erhalten undmöglichst nicht beschädigt sind.

Unterschiedliche Modelle und Modellsysteme

Der Autor hat in verschiedenen Veröf-fentlichungen bereits aufgezeigt, warum

Kategorie

SystembezogeneBeitragsreihe

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Abb. 1 bis 3 Sehen so Modelle aus, die Vertrauen in eine Arbeit wecken, geschweige denn passgenauen Zahnersatz möglichmachen sollen? Der Autor ist der Ansicht: so nicht!

Abb. 4 Sauberes und ordentlich herge-stelltes Präzisions-Sägemodell mit zu-sätzlich eingelassenen Block-Pins

Abb. 5 und 6 Saubere und ordentlich hergestellte Präzisions-Sägemodelle des Giroform Systems

er sich für ein System mit modernenDowel Pins ausspricht. Ein System, dasanstelle von Gipssockeln auf Kunstoff-sockel zurückgreift, hatte er bis 2008aus diversen Gründen abgelehnt. Dieshat sich nun allerdings geändert.Bei einem guten Präzisions-Sägemodellmit Gipssockel (Abb. 4) werden die Pinsin Kunststoffhülsen geführt, die in Gipsgefasst sind. In der Regel weisen sie zwi-schen den Stümpfen einen zusätzlichen,so genannten Block-Pin auf, der einnoch so kleines Spiel des Stumpfes ver-hindern soll. Dies wird allerdings extremschwierig zu realisieren, wenn man zumBeispiel mit individuell geschichtetenVeneers eine Unterkieferfront rekons -truieren soll.Die Methodik des Giroform Modellserleichtert in derartigen Fällen dasHandling (Abb. 5 und 6). Der Autorstand der Technik zunächst skeptischgegenüber. Ein Grund waren die Kos-ten. Vergleicht man diesbezüglich je-doch entsprechend qualitativ hoch -wertige Systeme miteinander, so kanndieses Ressentiment nicht bestätigtwerden. Die genaue Kalkulation sowiedie eigentliche Herstellung eines Giro-form Modells sollen in diesem dreiteili-gen Beitrag allerdings nicht näher be-

leuchtet werden. Tatsache für den Autorjedoch ist: Die Herstellung (Zeit undKosten) sowie der eigentliche Work-flow im Labor sind mit dem System we-sentlich effizienter geworden. Zudemerlaubten damalige Systeme zum Bei-spiel keine vernünftige Split Cast-Probe,ein entscheidendes Merkmal der funk-tionsorientierten Restauration. Des Weiteren bestand ein anderes Pro-blem des vorgestellten Systems darin,dass man angelieferte Zahnkränze nichtmehr entsprechend sockeln konnte.Aber auch dies kann man, wie den Bil-dern zu entnehmen ist, in den Griff be-kommen (Abb. 7 bis 10). Es sei erwähnt, dass der Autor zusätzlichimmer ungesägte Modelle (Kontroll-modelle) benötigt. Hier wiederum be-stand beim Giroform System die Pro -blematik darin, dass man zur Herstel-lung von Oberkiefer-Sägemodellen dasGaumendach der Abformung entfernenmusste. Was soll man also tun, wennman nur eine Abformung zur Verfügunghat? Auch hier bietet das Modellsystemvon AmannGirrbach die entsprechendeLösung. Man erhält in aller Regel zweigleichwertige Abformungen.Der Anwender des Giroform Systemskann somit auf ein ungesägtes und ein

gesägtes Modell zurück greifen (Abb. 11und 12). Der Grund, warum beide Modelle so wichtig sind, wird deutlich,wenn man ein Sägemodell mit der entsprechenden Mundaufnahme über-blendet (Abb. 13). Anhand dieser Ab-bildung wird deutlich, wie viele biologi-sche Informationen durch das Sägenund Freilegen der Präparationsgrenzeam Gipsmodell verloren gehen. Infor-mationen über die biologische Breite,das Emergenzprofil, die approximalenKontakte, Lichtleisten und vieles mehr,können anhand des Sägemodells nichtrichtig interpretiert und übernommenwerden. Daher sind zwei Modelle un-umgänglich – ein Sägemodell und einungesägtes Modell. Die Mehrarbeit, diedurch die aufwändigere Modellherstel-lung sowie das Arbeiten auf beiden Mo-dellen entsteht, muss sich zum einen ineinem deutlich besseren Ergebnis undzum anderen aber auch im Preis derVersorgung widerspiegeln. Einen weiteren Vorteil, den Modelle desGiroform Systems bieten, sieht der Autorin der vereinfachten Anfertigung indivi-duell gefertigter Veneers. Die Schwierig-keiten, die sich bei der Herstellung vonVeneers auf einem Sägemodell mit Gips-sockel ergeben, sind unterschiedlichen

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Ursprungs. Zum einen lassen sich insbe-sondere bei unteren Frontzähnen diefeuerfesten Stümpfe nicht ausreichendstabil gestalten. Ein weiteres Problembesteht darin, dass die Stümpfe feuchtgehalten werden müssen, jedoch solltedas Gipsmodell aus Präzisionsgründennicht mit zu viel Wasser in Berührungkommen. Als Zwischenlösung verwen-det der Autor bei Pindex Modellen eineKlarsichtfolie, die er auf dem Modellplatziert (Abb. 14). Die Lösung, die das Giroform Modell-system bezüglich dieses Problems lie-fert, sieht relativ einfach aus. Aber trotzallem muss man auf einige wenige, da-für jedoch umso wichtigere Details ach-

ten. Das Modellsystem beinhaltet eineDuplierform, die sich mit der bereits er-stellten Sockelplatte verwenden lässt.Zudem hält das System feuerfeste Pinsbereit, sodass die Stümpfe perfekt undreproduzierbar reponiert werden kön-nen, was letztendlich der rekonstruier-ten Funktion zugute kommt. Beim An-fertigen der feuerfesten Stümpfe ist da-rauf zu achten, dass in der Dublette, alsoim Silikon, immer zwei Referenzpinsvorhanden sein müssen. Die Sockelplat-te muss exakt auf der Duplierform posi-tioniert werden. Wer dies nicht beachtet,läuft Gefahr, dass die Originalpositiondes Gipsstumpfes mit der Position nichtübereinstimmt (Abb. 15 und 16).

Es ist erstaunlich, dass die gesägten undgesockelten Giroform Modelle derart gutabgeformt werden (Abb. 17). Der Autorhätte nicht erwartet, dass sich die dünnenSägeschnitte mit Dupliermasse füllen(Abb. 18). Verwendet wurde ein 1:1 Sili-kon der Firma Dreve mit einer Shorehär-te von 32. Die anfängliche Befürchtung,dass dieses Silikon eventuell zu hart seinkönnte, erwies sich als unbegründet.Denn gerade die dünnen Silikon-Lamel-len (also das Positiv der Sägeschnitte) for-dern eine hohe Härte des Silikons.

Es musste noch ein weiteres Problem ge-löst werden. Denn es ist nahezu unmög-lich, alle feuerfesten Stümpfe auf einmal

Abb. 7 bis 10 Wie lassen sich bereits ausgegossene Zahnkränze auf das Giroform System übertragen? Ganz einfach, der Zahnkranz kann ausgehöhltund dann wie gewohnt gesockelt und fertiggestellt werden

Abb. 11 bis 13 Ungesägte Modelle sind ein Muss, wenn man die biologischen Faktoren in die Restauration einfließen lassen will

Abb. 14 Klarsichtfolie schützt Sägemodelle mitGipssockeln vor zu viel Wasser und verhindertdas Austrocknen der feuerfesten Stümpfe

Abb. 15 und 16 Will man exakte Ergebnisse, so müssen beim Giroform System wie bei jedem ande-ren auch, die Herstellungsvorschriften beachtet werden. Sonst können, wie in diesem Beispiel, Diffe-renzen entstehen, die sich zwar nicht auf die Passung dafür aber den approximalen Kontakt auswirken

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und ohne Fehler auszugießen. Des Wei-teren besteht die Gefahr, dass sich diedünnen Lamellen, durch das zeitlichversetzte Ausgießen mit feuerfestemStumpfmaterial, verbiegen. Selbst wenndiese Stümpfe an und für sich richtig sit-zen, können sie nicht im Wechsel mitden Gipsstümpfen auf die Sockelplatteaufgesteckt werden. Da der Autor alleseine Stümpfe dupliert, sind sowiesoZweit- und Drittstümpfe vorhanden.Genau diese Gipsduplikatstümpfe wer-den quasi als Dummys alternierend inder Duplierform positioniert. Dadurchwerden die dünnen Lamellen von denGips-Dummys gestützt und die Hohl-formen stabilisiert (Abb. 19).

Das Ergebnis ist einfach überzeugend.Nun sind wir in der Lage, unser Arbeits-modell nach Lust und Laune zu kombi-nieren sowie feuerfeste und Gipsstümp-fe im Wechsel zu stecken, die entspre-chende Zahnfleischmaske anzubringenoder aber nur feuerfeste Stümpfe zuverwenden (Abb. 20 bis 22).

Es ist unglaublich, wie gut die Veneers,die auf einem derartigen Giroform Mo-dell angefertigt wurden ohne viel Nach-arbeiten zum einen auf dem Sägemodellund zum anderen auf dem ungesägtenModell passen (Abb. 23 und 24). Dieentsprechende Mundsituation ist im Üb-rigen in der Abbildung 13 dargestellt.

Model Management

Mit dem Begriff Model Managementwurde der Autor in diesem Zusammen-hang und in dieser Art und Weise erst-malig von AmannGirrbach und hierinsbesondere von Jörg Mannherz kon-frontiert. Auf die detaillierte Beschrei-bung der Modelle verzichtet der Autorbewusst, da dies die AmannGirrbachAußendienstmitarbeiter erheblich bes-ser können.Was aber ist mit dem Begriff Manage-ment eigentlich gemeint? Die Begriffs-erklärung findet sich im Lexikon. Dortsteht: „ma|na|gen ['mɛnɪʤən] <sw. V.;hat> engl. to manage = handhaben; lei-

Abb. 17 und 18 Duplierungen mit einem 1:1 Silikon und einer Shorehärte von 32, die im Drucktopfgehärtet wurden, liefern stabile Ergebnisse

Abb. 19 Duplierte Zweitstümpfe dienen bei zuvielen feuerfesten Stümpfen als Gips-Dummysund stabilisieren die dünnen Silikonlamellen

Abb. 20 bis 24 Ergebnisse, die für sich sprechen

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ten < ital. maneggiare = handhaben, ab-wickeln, bewältigen, durchführen, fertigbekommen, fertig bringen, meistern, or-ganisieren, schaffen, verwirklichen, zu-stande/zuwege bringen; (ugs.)“Auf unser Modellsystem übertragen be-deutet dies, dass es hierbei um die sinn-volle Handhabung von Modellen unddie damit verbundenen Möglichkeitengeht. Der vorgestellte Fall beinhaltet ei-ne Front- und Seitenzahnkrone. Aller-dings wird nur bei der Seitenzahnkroneauf die Funktion eingegangen. Die Sei-tenzahnkrone befindet sich im drittenQuadranten. Um dem Model Manage-ment gerecht zu werden, wird nicht nurder präparierte Zahn gepint und spätergesägt, sondern auch die restlichen Teile des Zahnkranzes. Dieser wird so unterteilt, dass wir zwei Frontzahnseg-

mente und die Seitenzähne des viertenQuadratenten als einzelnen Block zurVerfügung haben (Abb. 25).Der Oberkiefer ist in diesem Fall kom-plett. Da im Oberkiefer lediglich eineEinzelkrone in der Front angefertigtwerden muss, wurde dieses als Steck-stumpfmodell gestaltet. Wer dieses ein-mal genauer betrachtet, der erkennt,dass es im Bereich der Gingiva nichtperfekt ist (Abb. 26). Wie im richtigenLeben eben. Nach dem Einartikulierender Modelle, müssen die Modelle zu-nächst gegeneinander einradiert wer-den, um die vertikale Distanz korrekteinzustellen. Hierzu benutzt man ambesten schmale Streifen, die von einerRettungsfolie stammen. Normalerwei-se steht der Stützstift dabei anfänglich inder Null-Position (Abb. 27 und 28).

Wird mit dieser Folie die Bisssituationdes gesamten Zahnkranzes überprüft,so wird man meistens feststellen, dassdie Rettungsfolie nicht von allen Zäh-nen gleich festgehalten wird. Die Grün-de hierfür sind vielfältig und hinlänglichbekannt. Korrekter Weise müsste derZahnarzt ein so genanntes Einschleif-protokoll erstellen. Auf diesem wird no-tiert, an welchem Zahn die Folie imMund hält und an welchem nicht. DieseInformationen werden dann auf demZahnstatus des Auftrags durch ein Plusoder ein Minus gekennzeichnet. Bekommt man diese Informationen je-doch nicht, so greift das Modellmana-gement. Nach und nach werden dieSegmente aus der Kunststoffplatte he-rausgenommen und mithilfe der Ret-tungsfolie und über den Stützstift die

Abb. 25 Um später die Funkti-on sowie die vertikaleDimension besserüberprüfen zu kön-nen, ist es unum-gänglich, die Säge-modelle in Front- undSeitenzahn-Segmen-te zu unterteilen

Abb. 26 bis 28 SystemimmanenteUngenauigkeiten füh-ren meist zu einer un-gleichmäßigen Okklu-sion der Gipsmodelle.Die Rettungsfolie wirddaher nicht überallgleich zurückgehal-ten. Der Stützstiftsteht aber auf Null

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niedrigste Position der Restzähne eru-iert. In der Regel wird der Stützstift imBereich von 0,5 bis 1 Millimeter ver-stellt. Je nach Zustand des Restgebisseskann sich dieser Bereich aber auch aufdrei Millimeter belaufen. In diesem Fallkonnte die niedrigste Stützstiftpositionbeim UK-Frontzahnsegment festgestelltwerden (Abb. 29 bis 31).Nun ergibt sich die Frage, um wie vielman das gesamte Gebiss tatsächlich ein-schleifen sollte. Hierzu ist es notwendig,das gesamte Gebiss unter die Lupe zunehmen. In den allermeisten Fällen ge-ben die Facetten Aufschluss und erlau-ben es uns, zu erkennen, um wie vielman sinnvoll einschleift.Auf der Basis der so ermittelten Stützstift-höhe wird das keramische Onlay auf demfeuerfesten Stumpf in Zentrik hergestellt

(Abb. 32). Wird nun auch die Exzentriküberprüft, dann ergibt sich eine schöneund gleichmäßige Disklusion. Der Eck-zahn führt und schützt somit den gesam-ten Seitenzahnbereich (Abb. 33).

Allerdings wäre es interessant, der Fragenachzugehen, was im okklusalen Nah-bereich passiert? Was der Autor damitmeint? Um dies zu klären, nun folgen-der Exkurs. In der Abbildung 33 ist eineim Artikulator eingenommene Situati-on dargestellt. Wer aber sagt uns, dassdiese Situation auch vom Patienten ein-genommen wird? Vielleicht nimmt derdiese Position ein; vielleicht aber auchnicht. Wenn Eckzahn auf Eckzahn steht,dann sind die Zähne bereits diskludiert.Fakt ist, dass der Artikulator bei weitemnicht alle Unterkiefer-Bewegungen kor-

rekt wiedergibt beziehungsweise wie-dergeben kann. Im 2. Teil soll diesesThema vertieft werden. Ein weiteresMysterium: Was passiert, wenn der Pa-tient parafunktioniert und/oder Kraftin das Kausystem einleitet? Es ist be-kannt, dass sich die Unterkieferspangezum Beispiel beim Kauen bewegt undverwindet. Außerdem ist es nicht uner-heblich, zu überprüfen, was sich unmit-telbar am Ende beziehungsweise An-fang der Bewegung im okklusalen Nah-bereich genau abspielt.Aus diesem Grund werden alle Modell-segmente bis auf den Stumpf mit demkeramischen Onlay – und in diesem Fallder letzte Zahn im dritten Quadranten –heraus genommen. Aus der zentrischenArtikulatorposition heraus wird dann dieExzentrik abgefahren (Abb. 34 und 35).

Abb. 29 bis 32 Mithilfe der einzelnenModellsegmente wird

der Zahntechnikertrotz weniger Infor-

mationen in die Lageversetzt, die best-

mögliche vertikale Di-mension zu finden.

Dadurch erreicht maneine deutlich bessere

Okklusion und derBehandler muss we-

niger Einschleifen

Abb. 33 Die Zähne diskludie-ren aufgrund derFront-Eckzahnfüh-rung wunderbargleichmäßig

Abb. 34 und 35 Bei exzentrischerÜberprüfung wirdsichtbar, welcher

Zahn welche Füh-rung übernimmt

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Dabei wird deutlich, dass beide Mola-ren führen (Gruppenführung). Wersich die bukkale Struktur des oberenersten Molaren ansieht, erkennt, dassder mesio-bukkale Höcker zu lang ist.An dieser Tatsache kann der Zahntech-niker nichts ändern. Es wäre möglich,den Zahnarzt auf diesen Umstand auf-merksam zu machen, damit dieser denHöcker für die Lateroprotrusion kürzenkann. Aber ist das in diesem Fall wirk-lich Relevant? Aus zwei Gründen dürfte nicht viel pas-sieren, da zum einen der zweite Molarschützt und zum anderen nicht ver -gessen werden darf, dass hier eine Situa-tion simuliert wird, die der Ist-Situationnicht entspricht. Denn alle anderenZähne wurden vom Modell entfernt.Setzt man nun das Modellsegment mitden Prämolaren des dritten Quadran-

ten ein, so ergibt sich ein ganz neuesBild. Zunächst wird ersichtlich, dass derVierer nicht, dafür aber der Fünfer führtund dass sie zur Disklusion der Molarenführen. Allerdings diskludiert der ersteMolar mehr als der zweite (Abb. 36).Normalerweise müsste es so sein, dassin dieser Modellvariante zunächst derVierer die Führung übernimmt und dieSeitenzähne sanft ansteigend diskludie-ren. Dennoch können wir außer am Ke-ramik-Onlay per se nichts an der Rest-bezahnung ändern. Normaler-, oderbesser idealerweise würde ein Gebissgleichmäßige Abrasionen aufweisen.Der Autor sieht seine Aufgabe als Zahn-techniker darin, dass in einem solchenFall, die neu herzustellende Restaura -tion geschützt werden muss. Andern-falls müsste das gesamte Gebiss ent-sprechend geändert werden. Wenn also

der Patient eine ähnliche Situation ein-nimmt, wie sie hier im Artikulator simu-liert wird, dann wird, das Onlay immerdurch die benachbarten Strukturen ge-schützt (vgl. Abb. 36).Da die Modelle entsprechend segmen-tiert wurden, ist auch eine linguale Kon-trolle der Situation in der Zentrik undExzentrik möglich. In der Abbildung 37ist sehr schön zu erkennen, wie beispiels-weise in der Laterotrusions-Bewegunglediglich die bukkalen Höcker Kontakthaben. Außerdem erkennt man, dass dielingualen Höcker des zweiten Molarenviel dichter aneinander vorbei gleiten, alsdie des ersten Molaren (Abb. 38). Hie-raus wird wieder ersichtlich, dass das On-lay geschützt ist – selbst wenn sich dasGebiss absenken sollte.Prinzipiell werden nun in der gleichenArt und Weise noch die anderen Bewe-

Abb. 39 bis 41 Das ist Model Management par excellence: Auch die weiteren Bewe-gungen können imKomplexen sowie im Nahbereich überprüft werden

Abb. 36 Wird das nächste

Segment eingesetzt,erkennt man gut dieDisklusion des 6ers.

Die Okklusionsebeneist in ihrer Konfigura-

tion aber dennochungleichmäßig

Abb. 37 und 38 Diese Art der Seg-mentierung der Mo-delle erlaubt auch ei-nen guten Einblickvon palatinal

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gungen kontrolliert. Zum Beispiel kanneine rechts Lateralbewegung zunächstüber die vorhandene Eckzahnführung-überprüft werden (Abb. 39). Erneut dis-kludieren die Zähne angemessen weitauseinander (Abb. 40). Sobald man je-doch wieder sämtliche Segmente, bis aufden letzten Molaren entfernt, wird dieFührung auf demselben deutlich. Alsowürde auch bei einer wie auch immer ge-arteten Parafunktion das neu hergestelltekeramische Onlay geschützt. In diesemFall liegt das daran, dass die palatinalenHöcker des oberen ersten Molaren zukurz gestaltet wurden (Abb. 41). Diesspiegelt sich im Übrigen auch in der Ab-bildung 38 wieder.Abschließend können noch weitere Be-wegungen, wie beispielsweise die Re-trusion, überprüft werden (Abb. 42).Insbesondere die reine Retrusion lässt

sich wunderbar aus oraler Sicht beob-achten. Erneut setzt man die Segmentenacheinander ein (Abb. 43). In der buk-kalen Sicht wird deutlich, dass der zwei-te Molar bei dieser Bewegung mit führt,sofern kein anderes Segment im Modellintegriert ist (Abb. 44). Setzt man nun das mesiale Nachbarseg-ment, also die beiden Prämolaren ein,so wird deutlich, dass die beiden erstenPrämolaren von der Zentrik in die Re-trusion gehend die Führung überneh-men (Abb. 45). Gleichzeitig findet einekomplette Disklusion der restlichenSeitenzähne statt (Abb. 46). Andersaus gedrückt bedeutet dies: Falls der Pa-tient – aus welchen Gründen auch im-mer – den Unterkiefer weiter nach re-tral bewegt, wird dieser primär über dieVierer in seine habituelle Zentrik zu-rückgeführt.

Wird mit farbiger Artikulationsfolie gear-beitet, so erkennt man verschiedene Fel-der (Abb. 47). Diese Felder konnten indiesem Fall nur sichtbar gemacht werden,weil sich praktisch kein weiteres Segmentim Kunststoffsockel befindet. Diese Fel-der können nur dann vom Patienten ab-gegriffen werden, wenn die Front-Eck-zahnführung (aus einem bestimmtenGrund) ausgehebelt wird. Dies kann bei-spielsweise durch eine Parafunktion, dieVerwindung des Unterkiefers oder gene-relles „Arbeiten“ im okklusalen Nahbe-reich passieren. Mithilfe des Verständnis-ses des okklusalen Kompasses kann manauch die Facetten als solche interpretie-ren. Die Bewegungen gehen dabei flie-ßend ineinander über und grenzen sichnicht klar voneinander ab (Abb. 48). Wieeindeutig zu erkennen ist, würden in die-sem Fall hauptsächlich die bukkalen Hö-

Abb. 42 bis 44 Hier wird die Retrusi-

on überprüft

Abb. 45 und 46 Deutlich ist zu sehen,

dass die 4er in derRetrusion das Kiefer-

gelenk sowie die rest-lichen Zähne schützen

42 43

44

45 46

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cker die meisten Kontaktareale aufweisen(Abb. 49). In diesem Fall empfindet derAutor dies sogar für vorteilhaft, da so zu-nächst die stärkeren bukkalen Kronenan-teile beansprucht werden. Somit verteidi-

gen diese Strukturen als letzte Bastion dasKiefergelenk sowie die lingualen Höcker(Abb. 50).Im nächsten Teil beschäftigt sich Ztm.Stefan Schunke mit dem adäquaten Ge-

rüstmanagement. Anhand einiger Fällesoll der Leser zudem einen Eindruckvon der Methodik und deren Anwen-dung bekommen.

Fortsetzung folgt …

Zur Person

Ztm. Stefan Schunke begann 1976 seine Ausbildung als Zahntechniker in Leverkusen, 1981 absolvierte er die Gesellenprü-fung. Danach ging er zu Ztm. Bölte nach Düsseldorf. Während dieser Zeit legte er seine Meisterprüfung als Externer ab. Ererkannte den Wert des biomechanischen Aufwachskonzepts nach M.H. Polz. 1988 wechselte er daraufhin in das Zahntech-nische Laboratorium M. H. Polz und wurde 1989 Partner. Seit 1997 ist er alleiniger Inhaber dieses Laboratoriums. Seit 1987verfasste er mehrere Veröffentlichungen mit den Schwerpunkten Aufwachs- und Frästechnik unter funktionellen Aspekten.Für diese Veröffentlichungen erhielt er 1991 den Pfannenstielpreis. Mit einjähriger Pause ist er seit 1993 als Instruktor fürokklusale Funktion und Morphologie an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt tätig. 2003 wurde er von derDGÄZ als „Spezialist für ästhetische Zahntechnik“ zertifiziert. Zudem wurde er Vize-Präsident der DGÄZ.

Kontaktadresse

Ztm. Stefan Schunke • Zahntechnisches Labor Stefan Schunke • Alte Reutstr. 170 • 90765 FürthFon +49 911 79037-51 • Fax +49 911 79037-52 • www.schunke-stefan.de

Abb. 47 bis 50 Das Verständnis der Okklusion und Funktion sowie die richtige Handhabung (das richtige Management) derModelle erlauben langfristig stabile und zuverlässige Restaurationen

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(Giro)formvollendetZtm. Stefan Schunke geht im zweiten Teil der Beitragsreihe auf die Ursachen von Keramikabplatzungen ein.Anhand der Betrachtung der Schadensfälle erarbeitet er Gestaltungsregeln für Verblendgerüste, mit denen dieÜberbelastungen gemanaged, also bewältigt, aber auch Material gespart und Nerven geschont werden kön-nen. Im dritten und letzten Teil folgt konsequenterweise die korrekte Handhabung des Artikulators.

Ein Beitrag von Ztm. Stefan Schunke, Fürth/Deutschland

Gerüstmanagement im Labor: effizientes Modellsystem von AmannGirrbach – Teil 2

Indizes

• Abplatzungen• Brückenglieder• Druckspannungen• Gerüstdesign• Inzoma Technik• Kontraktions -

spannungen• Verblendkeramik

Theoretischer Hintergrund

Ist es Ihnen auch schon mal passiert,dass die Verblendkeramik abgeplatzt ist(Abb. 51 bis 53). Wo die Keramik abge-platzt ist, ist zunächst unwichtig. Wo-rauf es ankommt, ist, dass ein Stück ab-geplatzt ist. Es ist für alle Beteiligten är-gerlich genug, dass so etwas passiert. Esist aber umso ärgerlicher, wenn man fürderartige Fehler selbst die Verantwor-tung trägt.

Um Fehler als solche zu erkennen, mussman allerdings wissen, wie etwas richtiggemacht wird. Bereits 1985 wurde aufdie Notwendigkeit der Metallunterstüt-zung für die Verblendkeramik hingewie-sen (Abb. 54) [1]. Aber auch in den da-rauf folgenden Jahren folgten immerwieder derartige Hinweise. Insbesonde-re seit dem Zeitalter der keramischenOnlays wurde darauf aufmerksam ge-macht, dass die Verblendkeramik appro-ximal maximal 2 mm überstehen sollte.Aus diesen Gründen ist der Autor davonüberzeugt, dass wir die Verblendkera-mik approximal unbedingt mit dem Me-tallgerüst unterstützen müssen. Geradebei den heutigen, implantatgetragenenRestaurationen mit teilweise enormen

Aufbauhöhen, kann es zu Brüchen inder Verblendkeramik kommen, wenndiese nicht ausreichend unterstützt wird(Abb. 55 und 56). Gegebenenfalls müs-sen die approximalen Kontakte bis kurzvor der Gingiva mit der Gerüststrukturunterstützt werden (Abb. 57). Damit kommen wir aber zu einem an-deren Problem. Denn seit Jahrzehntenversuchen wir, das Metallgewicht ausKostengründen zu reduzieren. Ende derAchtziger kam eine neue Form der Ge-rüstgestaltung auf, mit der sich das Vo-lumen und somit das Gewicht der ver-wendeten Metalllegierung reduzierenließ – die Inzoma Technik. Diese Tech-nik konnte sich aus verschiedenenGründen nicht durchsetzen. Dennochwaren hierbei hervorragende Ansätzezur Gerüstgestaltung festzustellen, dadie an die Technik gebundene Vorge-hensweise einen besseren Verbund mitder Keramik versprach. Diese Ansätzeverfolgt der Autor bereits seit Jahren mitErfolg. Weil gerade die jüngeren Zahn-techniker diese Thesen eventuell nichtmehr kennen, da sie von 1984 stam-men, erlaubt sich der Autor, diese teil-weise zu wiederholen. Unter anderen schreibt Haker [2]:„Formt man die Oberfläche des Metall-

unterbaus zur Porzellanseite hin jedochkonkav, so wird aus dieser Krümmungim Verlauf des Kreisbogens zu dessenMittelpunkt ein weiteres, räumlichesKontraktions-Zentrum in der Abkühl-phase gebildet, das in etwa mit dem desPorzellankegels übereinstimmt. […]Das heißt, der Metallkörper baut Druckauf das Porzellan auf, welches seiner-seits Gegendruck erzeugt. Es entsteht in der Keramik die wünschenswerteDruckspannung […]" (Abb. 58). Indem man also im Gegensatz zu einerFläche einen virtuellen Kreismittelpunktschafft, erzeugt man eine wünschenswer-te Druckspannung zwischen der Ver-blendkeramik und der Metallunterstruk-tur. Was bedeutet dies für die täglichePraxis? Richtig hergestellt erreichen wireine deutlich höhere Stabilität in der Ke-ramik (Abb. 59). Haker [3] schreibt hierzu: „Figur a stelltein gleichmäßig dünnes Metallkäpp-chen dar […] Figur b lässt eine gute aus-reichende Metallkonstruktion erkennen[…] Modelliert man dagegen eine klei-ne Metallnase an eine solche Unter -baukrone, […] so wird das Porzellanwesentlich stabilisiert. 100 cm Fallhöhesind notwendig, damit das Gewicht ei-ne Sprungbildung oder Abscherung be-

Kategorie

SystembezogeneBeitragsreihe

Bildquellen

Abbildung 54 © Kostaka C.M.,Die Quintessenz derZahntechnik, 5/1985;Abbildungen 58, 59und 60 © Haker G., Die Quintessenz der Zahntechnik, 1 und 2/1984

Literatur

Die Literaturliste finden Sie un ter www.teamwork-media.de in der linken Naviga- tionsleiste unter „Journale online”

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12 dental dialogue 11. JAHRGANG 2010 ©

wirkt […], dass die Abplatzungen nichtdirekt zwischen Porzellan und Metallverlaufen. Die Kraft- und Drucklinienscheinen einen anderen Verlauf zu be-kommen […] eine solche Anordnungstabilisieren das Porzellan derart stark,das selbst eine Fallhöhe von 150 cm nurkleinste Absplitterungen bewirkt."Indem man nun mehrere kleinere Kon-traktionszentren schafft, erhöht sich dieDruckspannung der Keramik gegen-über dem Metall. Die Verblendkeramikwird dadurch stabiler (Abb. 60). Hakerbeschreibt dies wie folgt [4]: „Skizzevom Verlauf verschiedener Kontrakti-onsrichtungen an verschiedenen Kro-nenkonstruktionen."Aus diesen Gründen möchte der Autorseine Keramikgerüste so gestalten, dasszum einen die zuvor angesprochenenvirtuellen Kontraktionszentren entste-hen, und zum anderen möglichst vielGewicht eingespart wird ohne die Sta-bilität der Struktur zu beeinträchtigen(Abb. 61 bis 64). Dadurch, dass der Autor mit Creation arbeitet, können die erzeugten Konkavitäten mit so ge-nanntem Füllopaker aufgefüllt werden(Abb. 65). Anschließend wird mit demnormalen Pastenopaker wie gewohntweitergearbeitet (Abb. 66).

Das römische Design

Kennen Sie das? Aus eins mach zwei: ei-ne Brücke ist gebrochen (Abb. 67). Spä-testens seit CAD/CAM wird etwasmehr auf diese Problematik geachtet.Ein jeder kennt die Prinzipien, oder soll-te sie kennen, und dennoch gibt es Be-sonderheiten, die es nach Ansicht desAutors zu verstehen und beachten gilt.Schaut man sich einmal ein Amphithea-ter an, wie hier im Kroatischen Pula, sowird die fantastische Bauleistung er-sichtlich, die sich mehr als bewährt hat(Abb. 68). Sie ist zirka 2 000 Jahre alt. Eigentlich handelt es sich hierbei umnichts anderes, als um „umbaute“ Lö-cher. Man stelle sich einmal die giganti-sche Menge an Steinen vor, die man hät-te verarbeiten müssen, um eine geschlos-sene Mauer herzustellen. Wie aberbekommt man solche „umbauten“ Lö-cher über eine so lange Zeit stabil? Na-türlich wissen wir heute, dass die Stabili-tät auf der Konstruktion eines Bogensgründet. Die Säulen eines jeden Torbo-gens nehmen die eigentliche Kraft auf.Warum also nicht dieselbe Idee, dieüber eine so lange Zeit Stabilität ver-spricht, auf unsere dentalen Brückenübertragen (Abb. 69)?

Nach Ansicht des Autors hat es einigeVorteile, wenn man gewisse Konstrukti-onsmerkmale und -elemente bei der Ge-staltung der Brückenglieder beachtet.Die Gestaltung eines dentalen Brücken-glieds sollte daher an einen „Torbogen“angelehnt sein. Der Autor will damit sa-gen, dass die Brückenglieder nicht basalmassiv gestaltet, was keinerlei Vorteil mitsich bringen würde, sondern von basalin Richtung okklusal ausgehöhlt werdensollten. Allerdings bleibt nach bukkal ei-ne Wand stehen. Nach mesial und distalwerden die Verbindungsflächen in ausrei-chender Stärke stehen gelassen. Diesesind vergleichbar mit den Säulen des Tor-bogens (Abb. 70). Der Vorteil einer sol-chen Konstruktion besteht darin, dass wirnun zum einen eine ausreichende Stabili-tät bekommen und zum anderen mög-lichst viel Volumen und somit letztlichGewicht einsparen (Abb. 71 und 72).Schlussendlich sind es auch noch bessereVoraussetzungen für den Keramikbrand,die wir durch das spezielle Gerüstdesignschaffen. Was ist damit gemeint? Das in der zuvor beschriebenen Weise ge-staltete Brückenglied besitzt etwa genauso viel Masse wie die entsprechendenKronen derselben Brücke; das heißt, dassbeim Aufheizen und Abkühlen vom Brü-

Abb. 51 bis 53 Kennen Sie das? Der approximale Bereich der Keramikverblendung ist abgeplatzt. Aber warum?

51

52

53

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Abb. 55 bis 57 Auf die richtige Unterstützung kommt es an. Selbst bei Einzelkronen, die konisch oder mit einer Hohlkehle prä-pariert wurden, sind mesiale und/oder distale „Gerüstausleger" als Unterstützung sinnvoll

Abb. 54 Bereits 1985zeigte Kostakaauf, dass eineMetallunterstüt-zung für die Ver-blendkeramiknotwendig ist

Abb. 59 Haker konnte in seinem Artikel„Der Strukturentwurf für das Metallgerüst(I) und (II)“ aufzeigen, dass man durcheine etwas andere Gerüstgestaltungdeutlich stabilere Konstruktionen erhält

Abb. 58 Indem man anstelle einer ge -raden Fläche einen virtuellen Kreis -mittelpunkt schafft, erzeugt man diege wünschte Druckspannung zwischenKeramik und Metall. Der Verbundwerk-stoff wird stabiler

Abb. 60 Das erklärte Ziel lautet daher:verschiedene Kontraktionszentren imGerüst anlegen

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14 dental dialogue 11. JAHRGANG 2010 ©

Abb. 65 und 66 Die „fehlende“ Substanz der Unterstruktur wird mit Füll -opaker (Creation) aufgebrannt und anschließend mit normalem Pasten -opaker weiter gearbeitet

Abb. 68 und 69 In Anlehnung an antike Konstruktionen. Warum die Idee des Torbogens nicht auf dentale Brückenkonstruktionen übernehmen?

Abb. 67 Eine Brücke mit drei zusammenhängenden Brückengliedern istdurchgebrochen!

Abb. 61 bis 64 Durch entsprechend angebrachte Leisten und Konkavitäten werden diese virtuellen Kontraktionszentren geschaffen

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ckenglied ähnliche Spannungszuständeerwartet werden können wie von derPfeilerkrone. Somit kann davon ausge-gangen werden, dass die gegossene Kons -truktion nach dem Abkühlen eine homo-genere Span nungs verteilung aufweist.Auch die Vorgehensweise, wie man einenBrückenverbund spannungsfrei umsetzt,ist wichtig. Der Autor setzt jedes Brü-ckenglied mit einem Gusskanal auf dasGipsmodell und wachst es fest (Abb. 73).

Anschließend wird die Form der Funkti-on entsprechend aufgewachst (Abb. 74).Nachdem die Kronen und Brücken ana-tomisch unterstützend aufgewachst sind,verbindet man die Brückenglieder unddie Kronen zu einer Brücke, ohne vorherdie Brückenglieder vom Gips zu lösen(Abb. 75). So verhindert man, dass unnö-tige Spannungen in die Wachsbrücke ein-gebracht werden. Hiernach werden dieentsprechenden Zuführungskanäle ange-

legt (Abb. 76). Erst wenn dies geschehenist, werden mit einem warmen Instru-ment die Brückenglieder vom Gips gelöst(Abb. 77). Es ist erstaunlich, wie gut dieGussergebnisse passen (Abb. 78). Gerademit dem Giroform System passen die Ge-rüste auch auf den ungesägten Modelleneinwandfrei. Die approximalen Kontakteweisen zwischen dem gesägten (Giro-form) und ungesägten Modell keinenUnterschied auf.

Abb. 70 bis 72 Der Torbogen – ein

Konstruktionsmerk-mal, das sich wun -

derbar auf dasBrü cken glied über -

tragen lässt

Abb. 73 bis 75 Die Brückenglieder

werden zunächstüber Wachsdrahtstü-

cke auf dem Gipsfestgewachst, richtigin Funktion gebracht

und anschließendmiteinander verbun-

den. Man erkennt ei-ne lineare starre Ver-

bindung, die wir inMetall umsetzen

Abb. 76 und 77 Erst nachdem dieGusskanäle ange-

bracht wurden, kön-nen die Brücken -

glieder mit einem hei-ßen Instrument vom

Gipsmodell gelöstwerden

Abb. 78 und 79 Das Gussergebnis

spiegelt unsere Mü-hen wieder. Auch hier

erkennt man die lineare Verbindungder Brückengliedersowie eine basale

Unterstützung für dieKeramik

71 72

73 74 75

76 77

78 79

70

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Abb. 83 bis 85 Hier handelt es sichum einen Fall mit verblockten, implan-tatgetragenen Seiten-zahnkronen

Abb. 80 bis 82 Bietet das verwen-dete Keramikset demTechniker keinen Füll -opaker, so kann mitSchultermasse gear-beitet werden

Abb. 86 bis 88 Bei der Gerüstge -staltung wird das römische Design an ge wendet. DieKonka vitäten der ge gossenen Gerüstewerden mit Füllopa-ker aufgefüllt und dieGerüste wie gewohntopakert

Abb. 89 und 90 Die fertig verblen -deten Gerüste

80 81 82

83 84 85

86 87

89 90

88

Wichtig ist auch, dass an den Brücken-gliedern vor der Einbettung basal eineMetallunterstützung angebracht wird.Dadurch wird gewährleistet, dass dieVerblendkeramik auch hier ein Kon-traktionszentrum hat und auch in Rich-tung basal nicht zu viel Keramik freisteht (Abb. 79).Wenn das verwendete Keramikset kei-nen Füllopaker beinhaltet – Creation bie-tet zum Beispiel einen solchen in seinem

CC-Sortiment an – so kann zuerst derOpaker aufgetragen und gebrannt wer-den (Abb. 80). Die Brückenglieder wer-den dann im Anschluss und mit Schulter-masse in zwei Bränden in eine reguläreForm gebracht (Abb. 81 und 82).

Die vorgestellte Technik spart enorm vielMetall. Je nach Fall sind dies 30 bis 50 %.Zusätzlich erhält die Brücke mehr Stabi-lität und ein besseres Brennverhalten.

Anschauungsmaterial

Anhand dreier Fallbeispiele sollen dieMethodik und deren Anwendung zumSchluss dieses Beitrags näher beleuch-tet werden. Im ersten Beispiel handelt essich um verblockte Implantatkronen(Abb. 83 bis 85). Wie in diesem Artikelbeschrieben, wird das römische Designangewendet. Die Konkavitäten der Ge-rüste werden mit Füllopaker aufgefüllt

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(Abb. 86 und 87) und nach dem Brandmit dem entsprechenden Pastenopakeropakert (Abb. 88). Anschließend kanndie Verblendung wie gewohnt angefer-tigt werden (Abb. 89 und 90). Über be-stimmte Aspekte, wie beispielsweise dieReinigbarkeit, Zahnfleischgestaltung jaoder nein, Funktion et cetera, will derAutor an dieser Stelle nicht diskutieren.Beim zweiten Fall handelt es sich um eine umfangreiche, implantatgetragene

Restauration. Gerade in Fällen wie die-sen lohnt sich das römische Design.Der Autor ist der Auffassung, dass dieAbbildungen für sich genügend Aussa-gekraft besitzen und gut beschreiben,worum es geht (Abb. 91 bis 95).Das letzte Beispiel, ebenfalls eine implan-tatgetragene Konstruktion, verdeutlichtnoch einmal die Prinzipien des römi-schen Designs. Es werden diverse Kon-traktionszentren geschaffen, gezielt ange-

brachte Aushöhlungen sparen Materialund sorgen für die notwendige Verstär-kung (Abb. 96 bis 100). Nach dem be-reits beschriebenen Auffüllen der Hohl-räume und dem Opakern, kann auchdieses Gerüst wie üblich verblendet wer-den (Abb. 102 und 103). Im dritten und letzten Teil der etwasanderen Management-Reihe geht Ztm.Stefan Schunke auf den adäquaten Um-gang mit dem Artikulator ein.

Abb. 91 bis 95 Ein weiterer Fall: eine

umfangreiche implan-tatgetragene Restau-

ration, für die dasrömische Design wiegerufen kommt. DerAutor ist der Auffas-

sung, dass die Abbil-dungen für sich

genügend Aussage-kraft besitzen und be-schreiben, worauf esbeim römischen De-

sign ankommt

92

93 94 95

97

98 99 100

Abb. 96 bis 100 Letztes Beispiel: auch

bei dieser implantat-getragenen Gerüst-

konstruktion werdendiverse Kontraktions-

zentren geschaffen.Das spart Material

und sorgt gleichzeitigfür die notwendige

Verstärkung

91

96

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18 dental dialogue 11. JAHRGANG 2010 ©

Zur Person

Ztm. Stefan Schunke begann 1976 seine Ausbildung als Zahntechniker in Leverkusen, 1981 absolvierte er die Gesellen-prüfung. Danach ging er zu Ztm. Bölte nach Düsseldorf. Während dieser Zeit legte er seine Meisterprüfung als Externer ab.Er erkannte den Wert des biomechanischen Aufwachskonzepts nach M.H. Polz. 1988 wechselte er daraufhin in das Zahn-technische Laboratorium M. H. Polz und wurde 1989 Partner. Seit 1997 ist er alleiniger Inhaber dieses Laboratoriums. Seit1987 verfasste er mehrere Veröffentlichungen mit den Schwerpunkten Aufwachs- und Frästechnik unter funktionellen As-pekten. Für diese Veröffentlichungen erhielt er 1991 den Pfannenstielpreis. Mit einjähriger Pause ist er seit 1993 als In-struktor für okklusale Funktion und Morphologie an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt tätig. 2003 wurde er von der DGÄZ als „Spezialist für ästhetische Zahntechnik“ zertifiziert. Zudem wurde er Vize-Präsident der DGÄZ.

Kontaktadresse

Ztm. Stefan Schunke • Zahntechnisches Labor Stefan Schunke • Alte Reutstr. 170 • 90765 Fürth • Fon +49 911 79037-51Fax +49 911 79037-52 • www.schunke-stefan.de

Abb. 101 und 102Das mit Creation CCkeramisch verblende-te und ausgearbeiteteGerüst in seinerschönsten Form

102

101

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(Giro)formvollendetWie in der vorhergehenden Ausgabe angekündigt wird Ztm. Stefan Schunke im dritten und letzten Teil der Beitragsreihe auf das Artikulatormanagement eingehen. Im Verlauf des Artikels zeigt er anhand einesdurchexerzierten Falls auf, dass die korrekte Handhabung des Artikulators das A und O für die Anfertigungfunktionierenden Zahnersatzes ist.

Ein Beitrag von Ztm. Stefan Schunke, Fürth/Deutschland

Artikulatormanagement im Labor: effizientes Modellsystem von AmannGirrbach – Teil 3

Indizes

• Artikulator• Bewegungsmuster• Defensivmorphologie• Modellsystem• Okklusaler

Nahbereich• Programmierung• Sequentielles

System

Einführung

„Der Mund ist der beste Artikulator.“Haben Sie so etwas oder ähnlichesschon einmal gehört? Wenn man dieseAussage ernst nehmen würde, dannkönnte man die Modelle in den „Hand-artikulator“ spannen und mit der Arbeitbeginnen (Abb. 103). Der Autor ist derAnsicht – und hofft, dass er darin vonden meisten bestätigt wird –, dass daswohl nicht das Ziel sein kann. Anderer-seits ist es eine Tatsache, dass der Arti-kulator zirka 1/3 der Bewegungen, dieder Patient im Mund durchführt, garnicht simulieren kann. Dafür erlaubtder Artikulator wiederum Bewegungs-abläufe, zu denen der Kauapparat nicht

im Stande ist. Kurz um: Artikulator- undMundsituation können nur in den aller-wenigsten Situationen zu 100 Prozentübereinstimmen. Fein-Äquilibrierungendurch den Zahnarzt im Patientenmundsind daher keine Seltenheit.

Auch bei diesem Themenkomplex giltwie beim ersten Beitrag: Wurden dieModelle „sauber“ einartikuliert, also ex -akt und schön, sehen auch die darauf an-gefertigten Restaurationen nach der Fer-tigstellung „sauber“ aus. Der Vergleichder Extreme soll dieser These Kraft ver-leihen (Abb. 104 und 105). Wir solltenuns vor Augen führen, welche Wirkungder optische Eindruck der einartiku -lierten Modelle bei der Abgabe in die

Praxis in derselben hinterlässt. Ist dasverantwortliche Dentallabor der Her-steller des Vertrauens? Neben exaktenund nicht verschmutzten Modellen, dieGründe hierfür wurden bereits im ers-ten Teil erläutert, ist es ein unerlässli-ches Muss, die Modelle sauber einzuar-tikulieren und die gesamte Arbeit aufsauberen und unbeschädigten Unterla-gen abzugeben.

Fallbeispiel

Manchmal finden wir bei den Model-len abradierte Zähne vor, die eigentlichbehandelt werden müssten, um eineFront-Eckzahn-Führung zu gewährleis-ten und somit weitere Abrasionen so-

Kategorie

SystembezogeneBeitragsreihe

Abb. 103 Sollten wir, nur weil wir nichtwissen, wie man einen Artikulator rich-tig handhabt, die Modelle „frei Hand“ inFunktion bringen?

Abb. 104 und 105 Auch die einartikulierten Modelle sollten Vertrauen in unsere Arbeitvermitteln. Welche Abbildung erweckt mehr Vertrauen – die linke oder die rechte?

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wie weitere Facetten zu vermeiden. Dereinzige Grund der uns an dem beschrie-benen Vorgehen hindert ist der Patient.Der nachfolgend präsentierte Patien-tenfall (Abb. 106 und 107) sollte – nachAussage des Autors – normalerweiseanders gelöst werden. Allerdings verhältes sich in diesem Fall so, dass der Patientkeine Zeit hatte oder besser ausge-drückt sich keine Zeit nehmen konnteoder wollte, um seine Zähne adäquat,vorausschauender und somit protek -tiver versorgen zu lassen. Als Hinter-grundinformationen für den Leser fol-gendes: Der Patient ist ein Greenpeace-Aktivist, der lediglich zirka zwei bis dreiWochen im Jahr zusammenhängend inDeutschland verweilt.

In dieser kurzen Zeit können eben nurbestimmte Dinge vorangetrieben wer-den. Auch wenn er einer anderen The-rapie durchaus zugestimmt hätte, so wares ihm zum Beispiel nicht einmal mög-lich eine Schiene zu tragen, mit der wireine neue Zentrik gefunden, geschwei-ge denn seine Muskeln relaxiert bekom-men hätten. Andererseits hatte der Pa-tient weder Kiefergelenks- noch sonsti-ge Beschwerden. Deshalb muss dieArbeit so gelöst werden, wie es die Um-stände verlangen. Die Modelle werden natürlich Analy-siert. Die Frontzähne weisen verschie-dene Abrasionsmerkmale auf (Abb. 108und 109). Die eingearbeiteten Bewe-gungsmuster sind eher als fließend und

mit Übergängen, als einzeln und ge-trennt voneinander zu betrachten. Die Modelle werden wie bereits im ers-ten Teil (dd 2/10) beschrieben herge-stellt (Abb. 110 und 111). Bei nähererBetrachtung der Modelle wird deutlich,dass wir mit Problemen rechnen dür-fen, da die Präparationen mitten in dieFacetten reichen (Abb. 112). Die feuer-festen Stümpfe aus Einbettmasse für diekeramischen Inlays wurden in der be-reits beschriebenen Art und Weise du-pliert. Zeitgleich laufen weitere Vorbe-reitungen (Abb. 113 und 114). Dort, wo sich momentan Lücken imGebiss befinden, werden Kauflächen-Dummys eingesetzt. Der Grund hierfürist folgender. Früher ist es dem Autor

Abb. 106 und 107 Wie kann sinnvollerZahnersatz gestaltetwerden, wenn einGebiss Gebrauchs-spuren aufweist unddie Situation nichtkomplett rekonstru-iert werden darf?

Abb. 108 und 109 Die Bewegungsmus-ter an natürlichenZähnen erzählen da-von, was der Patientmit seinen Zähnengemacht hat undauch heute nochmacht

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11. JAHRGANG 2010 © dental dialogue 21

des Öfteren passiert, dass – wenn keinGegenbiss vorhanden war – die rekons -truierten Kauflächen viel zu anatomischund mit zu vielen Fissuren ausgestattetwaren. Zudem wiesen sie eine falscheHöcker-Fossa-Beziehung auf. Um daszu vermeiden, hat sich der Autor an -gewöhnt, in den fehlenden BereichenWachskauflächen aufzustellen und dieseals Gegenbiss zu verwenden (Abb. 115und 116). Die Kauflächen-Dummys können bei-spielsweise aus duplierten Prothesen-zähnen oder Kauflächen natürlicherZähne gewonnen werden, indem dieDuplierformen mit Wachs ausgegossenwerden. Das primäre Ziel ist hierbeinicht, die perfekte Kaufläche als Gegen-

biss zu bekommen, sondern bestimmteTendenzen und Richtungen für den zu-künftigen und weiteren Zahnersatz, derzeitversetzt – zum Beispiel in einemJahr – hergestellt wird, zu ermöglichen.

Zahntechnische Umsetzung

Der Autor geht im Folgenden nicht aufjeden einzelnen Herstellungsschritt und-prozess der Arbeit ein. Vielmehr soll imGroßen und Ganzen nur die fast fertigeArbeit mit einzelnen Kontrollschrittensowie die fertigen Restaurationen ge-zeigt werden. Bevor wir uns den Restaurationen wid-men, wird der Artikulator in seiner zen-trischen Position verriegelt (Abb. 117).

Das Schöne am Modellmanagement ist,dass jedes einzelne Segment aus derKunststoffplatte herausgenommen wer-den kann, wodurch man zu jeder Zeitund in jeder Position einen umfassendenÜberblick gewinnt (Abb. 118 bis 121).Je nach Artikulator-Typ kann die Pro-trusionsbewegung entweder frei Handoder via Schraube in die jeweilige Posi-tion geführt werden. Die Einstelldatendes jeweiligen Artikulator-Typs sind in-dividuell zu handhaben. Beim Artikula-tor dieses Falls, ein Artex CR (Arcon)von AmmanGirrbach, kann beispiels-weise die Protrusion für jedes der beidenKiefergelenke mittels Feinjustierschrau-be eingestellt werden. In den Abbildun-gen 122 und 123 sind die Daten nur bei-

Abb. 110 bis 112 Die Modelle werden

wie bereits im erstenTeil der Beitragsreihebeschrieben herge-

stellt. Die Systematikund Handhabung desverwendeten Modell-

systems ist zur Lö-sung derartiger Fälle

ideal – warum dies soist, wird sich nachfol-

gend klären

112

110 111

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22 dental dialogue 11. JAHRGANG 2010 ©

spielhaft eingestellt. Arbeitet man mitdem Gesichtsbogen des Artex CR sowieeinem Protrusions-Biss oder einer Auf-zeichnung, so wird die Kondylenbahn-neigung (HCN) normalerweise einenWert um die 30 ° (+/-) erreichen. Möchte man die Protrusion geführt

überprüfen, so wird der Bennett-Win-kel (Winkel zwischen Pro- und Medio-trusionsbahn des schwingenden Kon-dylus) auf 0 ° eingestellt. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Artiku latorgleichmäßig ohne laterale Verschiebun-gen die Protrusionsbahn wiedergibt.

Normalerweise nimmt man lediglich dieSituation wie in der Abbildung 124 dar-gestellt in Augenschein. Man wirft vonfrontal einen Blick auf die einartikuliertenModelle, dreht sie ein wenig und gucktvon la teral, ob die Zahnreihen entspre-chend diskludieren (Abb. 125).

Abb. 118 bis 121 Das verwendeteteModellsystem erlaubtes uns, alles zu visua-lisieren. Das Modell-management – ergodie Handhabung– wird erleichtert

Abb. 113 bis 116 Bei der Herstellungdes Zahnersatzeslaufen verschiedeneArbeitsschritte paral-lel ab. Die Stümpfefür die In-, On- undOverlays wurden be-reits dupliert. AlsFunktions-Dummyswerden Wachskauflä-chen eingesetzt

113 114

116

Abb. 117 Bevor es an die defi-nitive Umsetzung derRestaurationen geht,wird der Artikulator inseiner zentrischenPosition verriegelt

115 117

118

120 121

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In diesem Fall sieht der Autor es aller-dings für notwendig an, der Frage nach-zugehen, was passiert wenn …? Wiewirkt sich die Führung unter widrigenUmständen auf den Seitenzahnbereichaus? Was passiert, wenn der Patientknirscht, sich der Unterkiefer verwin-det oder die Einstellungen des Arti -kulators nicht ganz der Mundsituationentsprechen? Wie eingangs erwähnt,sind eventuell nicht sämtliche Unter-kieferbewegungen mit denen des Arti-kulators identisch. Dennoch: Die unsgegebenen Möglichkeiten kommen ei-ner Kausimulation des Patienten rechtnahe; insofern ist der Anspruch des Au-

tors bezüglich der Rekonstruktion vonAbrasionsfacetten nur „ein in die Rich-tung kommen.“ Um den okklusalen Nahbereich zu simu-lieren, werden die Segmente schrittweiseaus dem Kunststoffsockel entfernt. Zu-nächst „kontrollieren“ die Bewegungenlediglich eine partielle Front-Eckzahn-Führung (Abb. 126). Anschließend wirdauch das letzte Front-Segment (hier derGipsblock der Zähne 21 bis 23) heraus-genommen, sodass überprüft werdenkann was passiert, wenn die Bewe gungennicht mehr durch eine Front-Eckzahn-Führung kontrolliert gesteuert werden.Es wird deutlich, dass bei diesem Pa-

tientenfall in der Protrusion beide rech-ten Prämolaren zeitgleich die Führungübernehmen (Abb. 127).Des Weiteren müssen auch noch Bewe-gungen wie die Laterotrusion und Me-diotrusion kontrolliert werden. Das Ben-nett-Lineal wird hierfür entsprechendgeöffnet, sodass die Artikulatorkondylendie reine Rotationsbewegung verlassen.Der Winkel zwischen Anfangs- und End-position ergibt den so genannten Ben-nett-Winkel. Dieser Wert wird entwedervom Zahnarzt angegeben oder vomTechniker der Literatur und Lehrmei-nung nach eingestellt. Der Autor ist derAnsicht, dass das Bennett-Lineal immer

Abb. 122 und 123 Die Protrusion kann

mittels Stellschraubein einem Bereich von

0 bis 6 mm eingestelltwerden. Auf die 2 mmoberhalb der 0 gehen

wir später noch ein

Abb. 124 und 125 Die einartikulierten

Modelle in protrudier-ter Stellung. Die Late-

ralansicht zeigt dieEckzahnführung

Abb. 126 und 127 Indem die einzelnen

Modellsegmenteschrittweise entfernt

werden, ergeben sichdie nächsten Füh-rungselemente, in

diesem Fall die Prä-molaren

123

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126

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auf ein Maximum geöffnet werden sollte,um dadurch möglichst viele Informatio-nen abgreifen zu können. Auch wenndem Autor die Literatur zu diesem The-ma bekannt ist, so hat ihm die täglichePraxis gezeigt, dass Restaurationen, diemit zu kleinem Bennett-Winkel angefer-tigt wurden, zwar im Artikulator funktio-nieren, im Patientenmund dagegen häu-fig zu Fehlfunktionen oder Gruppenfüh-rungen führen. Aus diesem Grund solltedas Bennett-Lineal des Artikulators ma-ximal geöffnet sein. So kann der Artikula-torkondylus am Lineal entlang gleitenund den kompletten Bewegungsspiel-raum darstellen (Abb. 128 bis 130).

Im Artikulator wird eine links lateraleBewegung durchgeführt. Währenddes-sen führt der Eckzahn auf der linkenSeite (Abb. 131). Der Eckzahn sorgt fürein Diskludieren auf der rechten Seite.Erneut stellt sich die Frage, was passiert,wenn der Eckzahn seiner Führungsrollenicht gerecht werden kann. Um dies zusimulieren, wird das entsprechende Seg-ment aus der Kunststoffplatte herausge-nommen. Aus palatinaler Sicht kannman erkennen was passiert. Die palatina-len Höcker der Prämolaren überneh-men die Führung (Abb. 132). In derNahauf nahme zeigt sich, dass in diesemFall zunächst die Vierer die Führung

übernehmen und eine Disklusion zumFünfer und eine noch größere Disklusi-on zum Sechser entstehen (Abb. 133).Aus der Frontalansicht wird deutlich,dass zunächst der Vierer und anschlie-ßend der Fünfer die Führung überneh-men, je nachdem, welches Segment inder Sockelplatte verblieben ist (Abb. 134und 135).

Abschließend folgt eine rechts lateraleBewegung, um diese zu kontrollieren.Mit eingesetztem Frontsegment disklu-dieren die Seitenzähne offensichtlich(Abb. 136).

Abb. 134 und 135 Auch von frontal zeigtsich, wie die Prämo-laren führen

Abb. 128 bis 130 Das Öffnen des Ben-nett-Lineals erlaubtes uns, die lateralenBewegungen großzü-gig zu simulieren undauf die Restauratio-nen zu übertragen

Abb. 131 Bei der links lateralenBewegung führt der

Eckzahn

Abb. 132 und 133 Entfernt man dasFrontzahnsegmentund simuliert somiteine verloren gegan-gene Eckzahnfüh-rung, führen auf derMe diotrusions-Seite zunächst der Viererund anschließend der Fünfer

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129128

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Noch einmal zur Erinnerung. Der Pa-tient ist eventuell in der Lage, mehrKraft in das System einzuleiten. Auch ei-ne Verwindung des Unterkiefers wäh-rend des Kauens sowie Parafunktionenkönnen dazu führen, dass die Disklusi-on wesentlich geringer ausfällt. Stör-kontakte können somit auftreten, diewir ohne dieses sequentielle Vorgehennicht erkennen würden.

Deshalb folgt erneut die Kontrolle ohneFrontsegment aus lateraler und frontalerSicht. Es wird ersichtlich, dass wir eben-falls eine gleichmäßige Führung über diePrämolaren erreichen (Abb. 137 bis 139).Ideal wäre es, wenn zunächst der Viererund anschließend der Fünfer die Füh-

rung übernehmen würde. Da es sich aberum ein ungleichmäßig abradiertes Ge-biss handelt, liegen keine idealen Voraus-setzungen vor.Eine weitere Bewegung, die zu diesemZeitpunkt überprüft werden müsste,wäre die Retrusion. Auch dazu kannder Artikulator entsprechend program-miert werden. Der Artex CR ermög-licht einen 2 mm langen Retrusions-weg (Abb. 140). Ein an der unteren Sei-te der Kondylenbox gelegener Stoppkann mittels Schraubenzieher entspre-chend geöffnet werden (Abb. 141). Da-durch wird der Retrusionsweg um diebesagten 2 mm freigegeben (Abb. 142).Wichtig ist, dass bei einer reinen Retru-sions-Bewegung das Bennett-Lineal auf

0 ° gestellt wird. Nur so wird gewähr-leistet, dass der Artikulator tatsächlich2 mm nach retral gleiten kann. Von der habituellen Zentrik aus, kannder Artikulator in den retralen Bereichgeführt werden. Dabei wird deutlich,dass der untere Eckzahn am mesialenAbhang des palatinalen Höckers desoberen Vierers Kontakt hat (Abb. 143).Und genau hier greift der erste Retrusi-ons-Schutz im natürlichen Gebiss. Werdiesen Mechanismus bei der Anferti-gung einer Versorgung nicht kontrol-liert, dem kann es später passieren, dasser diese Kontaktzone entweder zu steiloder zu flach gestaltet.Für den Patienten bedeutet eine korrektgestaltete Kontaktzone, dass, wenn er

Abb. 136 bis 139 Bei einer rechts latera-len Bewegung würden

zunächst der frontaleBereich und bei Simu-lation der verloren ge-

gangenen Eckzahn-führung die Prämola-

ren (mit)führen

Abb. 140 bis 142 Um alle möglichen

Exkursionsbewegun-gen kontrollieren zu

können, sollte der Ar-tikulator in der Lage

sein, eine Bewegungnach retral durch -

zuführen. Der ArtexCR lässt eine Re -

trusion von maximal2 mm zu, die mit der-selben Schraube wiefür die Protrusion ein-

gestellt wird

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den Unterkiefer – zum Beispiel währenddes Schlafs – locker lässt und dieser so-mit etwas nach „hinten abfällt“, er spätes-tens beim Schluckakt über diesen Hö-cker gezwungen wird, wieder seine habi-tuelle Position einzunehmen. Dadurchwird das Kiefergelenk geschont. Wieman nun unschwer erkennen kann, dis-kludiert bei der Retrusion auch der Fün-fer im Oberkiefer (Abb. 144). Wird dannder Vierer als Führungselement entfernt,führt die disto-approximale Randleistedes unteren Fünfers auf dem mesialenAbhang des palatinalen Höckers desoberen Fünfers – eine sequentielle Re-trusions Kontrolle (Abb. 145).Als letztes wird die Lateroresurtrusions-Bewegung kontrolliert. Im Gegensatz

zur reinen Retrusions-Bewegung wirdnun das Bennett-Lineal wieder geöffnet(Abb. 146). Selbst wenn die Retrusionfreigegeben ist, kann das Artikulator-oberteil nicht weiter nach retral gleiten,da das Bennett-Lineal dies verhindert(Abb. 147). Erst wenn eine laterale Be-wegung initiiert wird, kann nun der Ar-tikulatorkondylus diesen retralen Frei-raum während der lateralen Bewegungnutzen (Abb. 148).

Wenn wir diese Lateroresurtrusions-Bewegungen simulieren, wird ersicht-lich, wie zunächst der Vierer führt (Ab-bildung 149). Entfernen wir dieses Seg-ment, so übernimmt der Fünfer dessenRolle (Abb. 150).

Der so häufig erwähnte Molar als Re-trusions-Schutz kommt zu diesem Zeit-punkt nicht zum Tragen, da er – aus denEingangs erwähnten, zeitlichen Grün-den – noch nicht rekonstruiert wurde.Wann das geschieht, bestimmt alleinder Patient. Insofern sollte der Zahn-techniker in die zu rekonstruierendenBereiche so viele Schutzmechanismeneinbauen, wie möglich.

Fazit

Sind alle Restaurationen fertig, so wirdersichtlich, dass die Kauflächen weitentfernt vom theoretischen Ideal unbe-nutzter oder jungfräulicher Kauflächensind (Abb. 151 bis 154). Sie werden al-

Abb. 143 bis 145Ist der Artikulator in

der Lage eine Retru-sionsbewegungnachzuempfinden,kann kontrolliert wer-den, ob die Neigungder entsprechendenHöcker das Kieferge-lenk beim Zurückzie-hen des Kiefersschützt

Abb. 146 bis 148 Auch die Lateroresur-trusion kann am ArtexCR schnell und ein-fach eingestellt wer-den. Das Bennett-Li-neal muss hierfür al-lerdings geöffnetwerden

144 145

147146 148

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lerdings im Kauapparat dieses Patientenfunktionieren. Es wäre kontraproduktiv,ein theoretisches Ideal zu rekonstruieren,wenn die Voraussetzungen nicht idealsind. Daher sollten alle zur Verfügungstehenden Mittel genutzt werden, umFälle wie diese zu lösen. Dazu zählen guteModelle, die die zuvor beschriebenenKontrollen zulassen, ein Artikulator, derdie Bewegungen, wie sie der okklusaleKompass zeigt, nachvollziehen kann undnatürlich ein möglichst breites und un-dogmatisches Fachwissen, auf das wir –je nach dem, wie ein spezieller Fall gela-gert ist – zurückgreifen können.

Selbst wenn wir die Arbeit noch so akri-bisch Kontrollieren, ist das kein Garantdafür, dass nie etwas passiert. Es müssensich lediglich die biologischen Faktorenam Patienten, zum Beispiel durch Stress,verändern und schon kann eine Restau-ration, auch eine neue, zu einem Pro-blem werden. Die Problematik in einemFall wie dem dargestellten ist vielfältig.Es kommen unterschiedliche Materia-lien mit unterschiedlichen Eigenschaf-ten zu unterschiedlichen Zeit punktenzum Einsatz. Wenn sich die Zähne abrasiv verhalten,so kommen die von uns eingebauten

Schutzelemente in der richtigen Rei-henfolge zum Tragen. Nach einer verlo-ren gegangenen Eckzahnführung wür-de zunächst der Vierer und danach derFünfer die verloren gegangene Funkti-on übernehmen. Somit ist es uns gelun-gen, eine Schutzfunktion von frontalnach dorsal einzubauen. Das vom Autor angewendete Wissenberuht auf einem Mix aus den Überle-gungen der klassischen Gnathologie,der Biomechanik nach Ztm. MichaelHeinz Polz† sowie dem sequentiellenSystem von Univ.-Prof. MR. Dr. RudolfSlavicek.

Abb. 149 und 150 Auch bei der Lateroresurtrusion wandert – nach der Entfernung der führenden Segmente – die Führungsfunktion zum nächsten,dorsal gelegenen Zahn

Abb. 151 und 152 Abschlussaufnahmen der Ergebnisse: zwar nicht Ideal, aber der Funktion und …

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Zur Person

Ztm. Stefan Schunke begann 1976 seine Ausbildung als Zahntechniker in Leverkusen, 1981 absolvierte er die Gesellen -prüfung. Danach ging er zu Ztm. Bölte nach Düsseldorf. Während dieser Zeit legte er seine Meisterprüfung als Externer ab. Er erkannte den Wert des biomechanischen Aufwachskonzepts nach M.H. Polz. 1988 wechselte er daraufhin in das Zahn-technische Laboratorium M. H. Polz und wurde 1989 Partner. Seit 1997 ist er alleiniger Inhaber dieses Laboratoriums. Seit1987 verfasste er mehrere Veröffentlichungen mit den Schwerpunkten Aufwachs- und Frästechnik unter funktionellen As-pekten. Für diese Veröffentlichungen erhielt er 1991 den Pfannenstielpreis. Mit einjähriger Pause ist er seit 1993 als Instruk-tor für okklusale Funktion und Morphologie an der Johann Wolfgang von Goethe Universität Frankfurt tätig. 2003 wurde ervon der DGÄZ als „Spezialist für ästhetische Zahntechnik“ zertifiziert. Zudem wurde er Vize-Präsident der DGÄZ.

Kontaktadresse

Ztm. Stefan Schunke • Zahntechnisches Labor Stefan Schunke • Alte Reutstr. 170 • 90765 Fürth Fon +49 911 79037-51 • Fax +49 911 79037-52 www.schunke-stefan.de

Abb. 153 und 154 … den nicht idealen

Voraussetzungen diesesspeziellen Patienten-falls entsprechend

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